Toa-of-Wiki Fanfiction
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Kapitel 1[]

Lewa war froh den schwimmenden Tod verlassen zu können, den der Händler unverschämt als Boot klassiviziert und einen entsprechenden Preis abkassiert hatte. Über drei Tage lang musste er um sein Leben bangen. Er küsste den Boden und prieß den Großen Geist an:

"Danke, oh Mata Nui, dafür werde ich bei meinem nächsten Namenstag auch beichten gehen!"

Ein Tritt in seinen Allerwertesten ließ ihn wieder in die Höhe fahren -sprichwörtlich, denn er schwebte einige Cio über dem Steg. Als er seine Miru deaktivierte, blickte er in eine mürrische Kanohi Kento.

"Gib dem Großen Geist keine versprechen, die du eh nicht einhalten wirst."

Lewa sparte sich eine Erwiderung und warf ihm einen sandigen Luftstoß entgegen. Vegrih klopfte sich verärgert die Rüstung ab.

"Ich bin zwar Toa der Erde, aber selbst ich kein solcher Dreckssxekaza wie du. Aber wenn du es unbedingt herrausforderst..."

"Vegrih, Lewa! Schluss damit!"

Okar, ihr Anführer hatte gesprochen. Er war ein Toa des Eises. Er sprach selten, aber wenn war es meistens Wahres.

"Das ihr immer meint eure Umgebung in einen Schlachtplatz verwandeln zu müssen!"

Mit gespielter Schuldbewusstheit warf Lewa Vegrih erneut einen noch härteren Luftstoß zu, diesmal um dessen Rüstung zu reinigen. Der Toa der Erde wäre fast ins Meer gefallen.

"Ach komm schon, mein kaltbeherzter Freund! Du weißt, dass das nur Spaß ist!"

"Auf Stelt haben uns eure Streitereien schon mehrfach fast das Leben gekostet. Reißt euch zusammen!... Und, verdammt, Cora, wie lange brauchst du noch von dem Boot zu kommen!?"

"Hm, was? Wir sind schon da?"

Die Toa des Wassers hatte schon die ganze Fahrt über den Seetieren zugehört. Sie schaltete ihre Kanohi Rau fast nie aus, selbst dann nicht wenn sie schlief! Ihre ständige geistige Abwesenheit und die im Kampf mangelnde Energie machten sie ziemlich unzuverlässlich.

Okar warf einen Blick auf den Papierfetzen, den man ihnen geschickt hatte.

"Der Auftraggeber wohnt über einen halben Kio entfernt von hier. Wir hätten eigentlich schon gestern da sein sollen, also Beeilung!"

Lewa aktivierte seine Miru, sagte: "Gut, ich erkunde in der Zeit die Insel", und flog davon.

"Lewa, warte! Es ist besser zusammenzubleiben für den Fall..."

Der Toa des Eises brach mitten im Satz ab. Er wusste, dass Lewa ihn schon längst nicht mehr hören konnte. Er stieß einen Seufzer aus und sagte leise mehr zu sich selbst als zu den anderen:

"Selbst wenn ich eine Horde halb-verhungerter Kinlokas als Team leiten müsste, wäre jenes Team disziplinierter."

Kapitel 2[]



Nuparu rannte durch die Straßen Ta-Metrus. Sein Ziel war ein verlassener Ofen- ein angeblich verlassener Ofen. Als er ankam, konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. Die Eingänge des Gebäudes waren durch elektrische Felder versperrt begründet von Schildern, die vor der Einsturzgefahr warnten. Untypisch. Normalerweise wird so ein Gebäude innerhalb eines Tages nach der Räumung von den Zadakh restauriert oder abgerissen. Aber die Matoraner vertrauten ihm oder wagten es zumindest nicht, sich darüber zu wundern. Er sah sich um. Wenn seine Informationen stimmten, dann war das, was er suchte, schnell zu finden. Er entdeckte es schließlich am Nachbargebäude-eine Schalttafel, viel zu neu für das alte Gemäuer und zudem unpassend platziert. Als Nuparu versuchte, mit dem Universalpasswort darauf zu zugreifen, verweigerte ihm das System die Nutzung. Ärgerlich schlug er mit der Faust gegen die Mauer. Er dachte kurz nach und musste wieder lächeln. Er tippte eine Befehlsnummer der Vahkis ein. Es funktionierte das Feld wurde aufgehoben. Der alte Mann war eben doch berechenbar. Als Nuparu die Schwelle überschritt, ertönte ein Sirren. Er erschrak, stellte dann aber erleichtert fest, dass nur das Feld wieder aktiviert worden war. In der hinteren Ecke der Halle konnt er eine Trageplattform erkennen. Er schaltete sie ein und fuhr langsam runter. Die Plattform führte ihn in den unterirdischen Schmelzofen. Es war entsetzlich. Nicht nur wegen dem beißenden Gestank, viel schlimmer war der Anblick dutzender Vahkiteile, die auf Fließbändern und Tragekabeln zusammengefügt wurden, nachdem sie aus dem flüssigen Metall der Schmelzgrube zusammengefügt worden waren.

Die Plattform hielt bei einem protodermen Glas Plateau an. Mit dem Rücken zu ihm standen zwei Nuurahk und Dume. Sie hatten seine Ankunft nicht bemerkt- das war gut. Nuparu musste sich alleine mit dem Turaga unterhalten. Der Überraschungseffekt dürfte hilfreich sein, um die beiden Prudukte seiner Gedanken zu beseitigen. Eine Tat, die ihn zwar traurig stimmte, aber unumgänglich war.

Auf der Trageplattform war etwas Sand. Mithilfe seiner Elementarkräfte formter er daraus zwei tödliche Geschosse. Die beiden Vahki wurden durchbohrt und einer stürzte über das Geländer in die Schmelzgrube. Urplötzlich tauchten in einer schnellen wie flüssigen Bewegung drei Rorzakh, die sich bis vorhin noch unter der Plattform versteckt hatten, hinter Nuparu auf. Als wenn er nicht bemerkt hätte, dass sie ihn verfolgt hatten! Noch in der Bewegung wurden sie von mikroskopisch kleinen Steinsplittern innerlich zerfetzt! Er trainierte schon lange seinen Geist, ihre Präsenzstäbe hatten sie nicht vor dem drohenden Ende warnen können.

Dume wandte sich erschrocken zu dem Grund für den Verlust seiner sämtlichen Begleiter um.

"Nun, alter Mann, siehst du, wie schnell man sie ausschalten kann?"

"Nuparu! Wie kannst du nur!?"



***



Dume war weniger erschüttert als er so tat. Nach der Diskussion von heute war es kein Wunder das sein Schützling ihn nochmal aufsuchen würde. Zugegeben er hatte nicht damit gerechnet Nuparu heute und auch noch an diesem Ort zu sehen.

"Dume, siehst du es ein?!"

"Natürlich sind sie leicht zu zerstören, wenn man ein Toa und der Erfinder von ihnen ist! Aber im Kampf zu Mehreren und gegen Gegner, die sie nicht inundauswendig kennen, sind sie unbesiegbar!"

"Ich habe sie nicht für den Krieg konstruiert. Erst recht nicht für einen Krieg, der wahrscheinlich nicht mal existiert!"

"Ich vertraue Jaller! Die Ergebnisse seines Erkundungsteams wurden vorhin von Nuju bestätigt! Das Universum ist nicht mehr so geordnet wie es früher mal war. Alles vor den Toren ist das reinste Chaos. Aber wenn aus diesem Chaos eine geordnete Streitmacht entsteht und die Hälfte der bekannten Karte erobert, ist gefährlich!"

"Jaller ist nur ein Kriecher, dessen Selbstachtung nur auf der Meinung anderer über ihn aufbaut! Und Nuju hat einfach nicht den Mut, um dir, den Turaga Metru Nuis, zu widersprechen."



"Wie erbärmlich bist du geworden, dass du über andere lügen musst, um dich selbst besser darstehen zu lassen! Als ich dich zum Toa machte und dir alles beibrachte, was ich wusste- wovon jeder andere Toa nur träumen kann!-, hasst du immermehr Dinge wie Sozialbewusstsein und Respekt verlernt! Und das du mich in dieser Sache nicht unterstützt, zeigt nur, wie falsch meine Entscheidung war dich zum Toa zu machen!"

"Selbst wenn dieser Krieg war ist, unterstütze dich nicht, weil das meine Kreationen, meine Kinder sind! Sie sind keine Kriegsmaschinen, sie sind Werkzeuge. Sie richten nicht über Leben!"

"Aber vielleicht sollte man sie dazu nutzen! Man könnte sie aufrüsten, umrüsten, zu perfekten Soldaten machen!" Während Dume dies sagte, sah er den Gesichtsausdruck, die Augen, die Wut seines Schülers. Die Zeit zum Streiten war vorbei, das spürte er. Er seufzte. "Ich gebe dir eine letzte Chance. Hilfst du mir diese Vahki zu verbessern, sie zu koordinieren und sie anzuführen? Nicht länger mehr als mein Schüler, sondern als Partner?"

Er erhoffte sich wenigstens ein kurzes Zögern. Aber die Antwort erfolgte prompt und in einer Kälte, die Dume nie von Nuparu erwartet hätte:

"Nein."

"Dann kannst du nur ein Feind sein!" Mit diesen Worten schlug der Turaga das Ende seines Stabes auf den Boden und gab den Kranua somit das vereinbarte Zeichen.




***



Nuparu wusste nicht wie ihm geschah, als er in einem Sekundenbruchteil von den Elite-Vahki auf den schmerzhaft glühenden Boden niedergeworfen wurde. Seine Kanohi splitterte. Als er von jenen mit eisernem Griff wieder hochgezerrt wurde, blickte er in die Augen des Turaga- strafende Verachtung, er wird diesen Blick nie vergessen.

"Du wirst am Tag der dreiundzwanzigsten Mondschmelze hingerichtet werden."

Nuparu stieß ein kurzes bellendes Lachen aus. Ein markerschütternd erbärmlicher Laut.

"Das hast du mal eben ganz spontan beschlossen?"

"Ich habe das Todesureil schon vor Tagen über dich verhängt."

"Hätte mich auch gewundert...Du warst ein Held, der Stolz und das Vorbild eines jeden Toas! Aber jetzt...ein alter...von Paranoia geplagter Mann."

"Sag, was du willst. Es ist dein Recht, selbst wenn du es nicht verstehst! Aber ich weiß, dass ich im Willen Mata Nuis- im Willen der Gerechtigkeit- handle." Er wandte sich von ihm ab und starrte wieder den Ofen an. Die Kranua verstanden dies als Befehl Nuparu abzuführen.

Nuparu starrte seinen Rücken hasserfüllt an. Leise aber mit schneidender Kälte sprach er:

"Du weißt, dass das nicht stimmt. Schließlich hast keinem einzigen Matoraner oder einem Toa Mangaia von dieser Fabrik unterrichtet und das hast du auch in bestimmter Zukunft vor, oder? Warum also die Geheimhaltung? Vielleicht, weil die Schließung der Tore- die Entscheidung, mit du dem gesamten Rest des Universums den Rücken zugekehrt hast- ein folgenschwerer Fehlschlag war? Wie ich dich kenne, wäre es dann schon schwer genug diesen Fehler vor dir selbst zu verantworten, aber auch noch vor dem Rest Metru Nuis? Das könnte dein Stolz nicht ertragen! Und nun denkst du, dass du durch die Rettung des Universums diesen Fehler begleichen und zudem nicht einmal zugeben müsstest? Das zeigt umso mehr, dass du nicht mehr das strahelende Vorbild bist, welches ich einst als meinen Meister verehrte! Ich schulde dir nichts mehr, alter Mann, überhaupt nichts!"

Als Nuparu hinausgeführt wurde, sah er zum Nui-Mond hoch, dessen Licht die Rauchschwaden durchbrach. Er musste lächeln.

Eine gepanzerte Transportkapsel wartete bereits auf ihn. Er bekam Energie-Fesseln angelegt, wurde unsanft hineingestoßen und die Luke wurde verriegelt. Durch einen schmalen Spalt viel das Licht des Mondes in die Kapsel. Nuparus lächeln wurde breiter. Er murmelte leise:

"Endlich bin ich frei."

Kapitel 3[]

Einige Stunden später betraten sie die Hütte des Auftraggebers. Lewa war schon vorher dagewesen, hatte sich dann jedoch für einen ausgedehnten Rundflug entschieden, da Okar sich generell um geschäftliche Dinge kümmerte und der Toa der Luft nicht auf sie warten wollte. Die Insel lebte in allgemeinen Wohlstand. Das Korn auf den riesigen Felder strahlte ihm golden entgegen, auf grünen Weiden grasten Husi und Fusa und durch jedes Dorf führte ein klarer Bach. Das ließ Lewa auf eine gute Bezahlung hoffen.

Die Hütte stellte sich als eine Art Lagerhaus heraus. Überall waren verschnürte Bretter aufgestapelt worden. Auf einigen schlichten Holzklötzen um eine große Holzplatte gruppiert, saßen ein halbes dutzend Matoraner. Sie waren in einer hitzigen Diskussion vertieft.

Ein Ta-Matoraner schlug mit seiner Faust auf den Tisch. "So versteh doch! Die Wälder sind gefährlich!"

Ein Po-Matoraner saß ihm mit verschrenkten Armen gegenüber. "Es ist überhaupt nichts bewiesen! Sie waren Dummköpfe! Gerade gut genug, um zu arbeiten! Wen wundert´s, wenn sie sich eines Tages dort verirren und sich das genick brechen."

Ein Ba-Matoraner, der neben dem Ta-Matoraner saß, schaltete sich ein: "Mich wundert es! Als wir Pakku fanden, war er kaum noch in einem Stück! Und das lässt dich völlig kalt?!"

"Dann hat halt ein Muaka seine Leiche gerissen, was soll´s!"

"Nein, ein Muaka geht nicht so...systematisch vor", man konnte sehen wie der Ta-Matoraner bei seinen Worten erschauerte,"Jeder, der halbwegs bei Verstand ist, wird dir sagen können, dass sie es getan haben."

"Unsinn! Geschichten von Drückebergern wie euch!"

Der Ko-Matoraner, der neben dem Po-Matoraner saß, murmelte leise. Darauf brüllte der Po-Matoraner ihn an: "Jhefex! Wenn du etwas zu sagen hast, dann sprich es aus!"

"Ich sagte, dass du nicht so von unseren Ersten sprechen solltest!"

"Ihr wollte doch wohl nicht ernsthaft erzählen, dass ihr deren Geschichten glaubt!"

Schweigen. Feindseelige Blicke. Nun bemerkte der Po-Matoraner die Toa. Für einen kurzen Moment hellte sich seine Miene auf, dann sah er wieder in die Runde seine Kanohi war wuterfüllter als zuvor. "Wenn das so ist...Raus hier! Alle raus hier! Ihr werdet hier niewieder einen Fuß fassen! Ich werde euch von der Insel jagen lassen! Schert euch zu Karzahni!"

Die Matoraner gingen. Es war schwer zu sagen, ob sie froh darüber waren.

Vegrih sah den Matoranern nach. Er schien nicht recht zu wissen, was er davon halten sollte.

Okar wandte er sich an den Po-Matoraner: "Du bist also der Auftraggeber?"

Der Matoraner antwortete indirekt auf dessen Frage: "Wurde auch Zeit, dass ihr kommt! Du hast mir versprochen gestern dazusein."

"Tut mir Leid."

"Es genug andere Söldner, die mich für mein Angebot lobpreisen würden!"

Lewa verstand nicht, warum er sich so aufregte. "Aber jetzt sind wir doch da."

Er erntete ein leicht angedeutetes Kopfschütteln Okars und einen unbeschreiblichen Blick des Po-Matoraners. Er schien sich auf ihn stürtzen zu wollen, überlegte es sich aber nach zwei Schritten doch anders. Lewa zuckte zusammen und wunderte sich prompt über seine Reaktion.

Vegrih meldete sich zu Wort: "Darf man fragen, was es mit dem Streit auf sich hat?"

"Meine Arbeiter tauchen nicht mehr bei der Arbeit im Wald auf, weil es zwei Tote gab."

"Das sind beunruhigend wenige Informationen."

"Das ist alles, was ihr wissen müsst! Sie geben erst Ruhe, wenn jemand nachsieht."

"Eine solche Belohnung, wie sie im Brief beschrieben wurde, bekommt man generell nicht durch eine so schlichte Aufgabe, dass sie selbst der dümmste Matoraner bewältigen könnte."

"Sie sind alle zu feige, um sich darum zu kümmern und ich selbst muss diese Idioten besänftigen, also kann ich mich nicht selbst darum kümmern. Und die Summe die ich euch in den Rachen schmeißen werde, ist lange nicht so hoch wie der Verlust den ich mit jedem vergeudeten Tag mache. Schlimmtenfalls müsst ihr einige Muaka töten, aber das dürfte für vier Toa nicht allzu schwer sein, oder?" Er hatte ein schiefes Lächeln auf seiner Huna. Zu schief.



***



Das Team erreichte die Ausläufe des Waldes. Lewa konnte erkennen, dass die Bäume und Büsche, die jetzt noch weite Wege bildeten, bald in weiter Ferne dichter, dunkler und somit nahezu unbegehbar wurden.

"Ich könnte durch die Baumkronen gleiten."

Er erntete einen strengen Blick von Okar. "Nein."

"Aber warum? Der Wald ist so dicht, das wir uns gegenseitig auf die Füße treten!"

"Eben weil der Wald so dicht ist. Das ist fremdes Gebiet, nicht mal der Auftraggeber weiß, was hier so liegt und lauert...Außerdem stehst du unter Flugarrest."

"Das hattest du ernst gemeint?!"

Auf einmal blieben Vegrih verdutzt stehen. Verwundert sah er Cora an. "Du hast deine Maske deaktiviert."

"Ja, ich sehe keine Rahi mehr."

"Überhaupt keine mehr?"

"Außer ein paar Schlangenwürmern im Boden ist der Wald wie leergefegt."

Vegrih starrte bei dem Wort "Schlangenwürmer" erschrocken auf dem Boden. Der Toa der Erde versuchte zwar immer seine Angst vor Schlangen geheimzuhalten, aber spätestens nach dem Zwischenfall mit der Verhängnis-Viper wusste jeder bescheid. Lewa wollte ihn gerade deswegen aufziehen, als der Wind wechselte. Ein fauliger Gestank nach Verwesung wandelte Lewas nicht ganz jugendfreie Beleidigung, die ihm schon auf den Lippen lag, in eine würgendes Husten.

Cora nickte ihm zu. Gemeinsam erschufen sie einen kleinen Regesturm, der den Gestank von ihnen fern hielt.

Vegrih gab ein ärgerliches Ächzen von sich: "Es war ja von anfang klar, dass da etwas nicht stimmt, aber das spottet nun wirklich jeder Untertreibung!"

Okar seufzte: "Ich weiß, aber er wusste, dass wir das Geld brauchen und jetzt eh nicht mehr zurück können."

"Ah, da sind sie ja." Sie folgten Lewas Blick und konnten im Gestrüpp einige dutzend Bio weiterweg zwei geflochtene Sonnen ausmachen. Die Sonne war nach der großen Veränderung zu einem typischen Grabmal geworden.

Als sie davor standen fragte Lewa Vegrih: "Also, was ist mit ihnen passiert."

Der Toa aktivierte seine Akaku. "Dem einen hat es das Schlüsselbein...sagenwirmal zerschmettert. Der andere hat dutzende feiner Schnittwunden. Es muss mehrere Tage gedauert haben bis er endlich starb."

"Wir haben es also mit einer sardistischen Muaka-Katze zu tun, die so stark ist wie eine Dampframme und an ihren Tatzen Nadelspitzen trägt. Korrigiert mich, falls ich mich irre, aber das sind keine muaka-typischen Eigenschaften, oder?"

Cora wandte sich an Okar: "Wir können noch umkehren."

Okar überlegte tatsächlich für einen Moment. Nicht nur Cora hatte Angst. Vegrih starrte immernoch durch seine Akaku durch die Erdhügel auf die Leichen. Und auch Lewa musste sich eingestehen, dass er sich für den Bruchteil einer Sekunde auf das Boot zurückwünschte.

Der Regen rann an seiner Hau herunter, als er langsam den Kopf schüttelte und in der Dunkelheit des Waldes verschwand.




Kapitel 4[]

Es lief wie er es erwartet hatte. Da kniete er nun auf einem säulenartigen Protodermiskonstrukt mitten im Kolosseum. Hinter ihm standen zwei Vahki. Sie standen dort eher aus einem symbolischen als einem funktionellen Zweck. Von seinem eigenen Werk bewacht zu werden, war schlimmer als die qualvolle Hinrichtung.

Nuparu sah hoch auf die Dächer des Kolosseums. Einige Arbeiter montierten in gleichmäßigen Abständen Geschütze. Die Menge tobte schon in freudiger Erwartung auf seinen Tod durch einen elektrisierten Pfeilhagel. Dume hatte sie vor wenigen Sekunden mit einer Rede angeheitzt. Er musste lächelnd gähnen. Er hatte ihm kaum zugehört. Nuparu hatte Dumes Reden schon früher als peinlichst übertrieben und langweilig empfunden. Egal, was seine Mit-Metruaner sagten, er fand die Rethorik seines Meisters als leichtdurchschaubar und ermüdend. Er würde ihm sicher keinen Gefallen mehr tun, Interesse an dem Geschwafel zu heucheln.

Er sah zum Plateau hoch, wo Dume stand. Hinter ihm saßen die Toa Mangai. Dutzende LCD-Bildschirme - sie gelten zwar als veraltet, werden im Kolosseum aber trotzdem noch genutzt, da sie das Licht nicht so stark reflektieren - zeigten die Kanohi der Toa. Ihre Mimik reichte von angespannt über verwundert bis hin zu animalischer Freude - nun ja, eigentlich war es nur Tujet, die das Ganze zu genießen schien. Nidhiki war erstaunlich verkrampft. Lhikans finstere Miene hatte ihn angesteckt. Nuparu hatte gehört das der Anfüher der Mangai als Einziger von einer Vahki-Kohorte eskortiert worden war. Dume hatte ihn wohl zwingen müssen herzukommen.

Ihn interessierte aber eigentlich nur Nahos Blick. Er brauchte nichtmal auf den Monitor zu sehen, um zu sehen, dass sie ihn geschockt anstarrte. Sie war das einzige Mangaimitglied, mit dem er auf eine Mission musste. Die Mission war simpel und schnell erledigt, aber er hatte sich ein wenig mit ihr angefreundet. Seit er vor zwei Jahren zum Toa wurde, hatte Dume ihn kaum in die Öffentlichkeit gelassen. Wahrscheinlich wussten die Matoraner gar nicht, dass es einen zwölften Toa gab. Falls den Turm dann doch mal verlassen durfte, musste er auf Missionen an den abgelegenen Orten Metru Nuis wie dem Tempel oder den großen Toren. Man hatte ihm nie erklärt, warum. Auch Naho konnt ihm das nicht sagen.

Der Lärm wurde lauter. In wenigen Sekunden wäre die Mondschmelze auf dem Höhepunkt.

Dume sprach durch das Mikrophon: "Also, Nuparu, wie stet´s mit letzten Worten?"

"Du kannst mich mal..." Der Rest des Satzes ging im Lärm der Geschütze unter. Der Himmel wurde von den Geschossen geschwärzt. Nuparu versuchte sich aus den Energie-Fesseln zu befreien, die ihm die Hände hinter seinem Rücken banden. Für den Bruchteil einer Sekunde fürchtete er, dass seine Berechnungen falsch waren. Im selben Moment wurden die Fesseln deaktiviert. Im selben Moment holte er das aus seiner Rüstung, was ihm sein manipulierter Wächter aus seiner Kammer geholt hatte. Im selben Moment wuchs die orange-leuchtende Kugel von einem Durchmesser von der Größe eines Akiliniballs auf die Größe eines kleinen Felsbrockens. Im selben Moment wurde Nuparu von den Eisenspitzen durchbohrt.

Einen Moment später zerlegte eine Druckwelle das Kolosseum und ließ die Großen Tore weit draußen im Silbernen Meer erzittern.

Aus den Trümmern des einst so stolzen Bauwerks tauchten schwarze Soldaten auf der erste holte einen pechschwarzen Behälter aus einer Tasche und legte den kieselstein-großen grauen Ball in den Behälter.


Kapitel 5



Lewa stapfte durch den Wald. Es war kalt, es war nass, er konnte vor lauter Blättern nichts sehen, es roch nach feuchter Erde und er konnte nicht fliegen. Seine Stimmung war in Tiefen gesunken, die nichtmal ein Klingenbuddler erreichen könnte. Sie sahen eine Lichtung. Alle stöhnten auf. Das war nun schon das dritte Mal, dass sie sie erreichten.

Er tippte Okar auf die Schulter: "Ich sage dir, wenn ich hochfliegen würde, könnte ich..."

"NEIN!"

"Schon gut. Du brauchst mich ja nicht anzuschreien."

Okar änderte die Richtung und sie wollten ihm schon folgen, als Lewa etwas erschreckend bekanntes. "Wo ist Cora?"

Okar und Vegrih drehten sich um, nur um festzustellen, dass sie nicht mehr da war. Als sie sich wieder umdrehten, stand der Toa der Luft vor der zerbrochenen Kanohi Rau, die im Gras der Lichtung lag. Eine von den Bruchstücken ausgehende Blutspur führte ihn zu einem Gebüsch. Noch bevor er zaghaft die Blätter zur Seite nahm, wusst er, was er dort sehen würde. Ihm wurde übel.

Die beiden anderen standen geschockt hinter ihm.

Plötzlich stieß ihr Anführer Lewa zur Seite. Hastig machter zwei Schritte nach vorne und sah sich den Leichnam genauer an. "Kein Rahi tut soetwas." Sofort wurde sein Bein von einem Pfeil durchbohrt. Er ging glatt durch und blieb erst im nächsten Baumstumpf stecken. Schreiend ging Okar zu Boden. Aufeinmal donnerte es dumpf in Lewas Schädel.



***



Lewa öffnete die Augen. Seltsame Perspektive. Er brauchte eine Weile, bis er verstand, dass er am Boden lag. Er brauchte noch länger, bis er verstand, was um ihn herum vorging. Wie, als wenn jemand die Zeit verlangsamt hätte, geschah alles um ihn herum. Vegrih wurde von einer Detonation durch die Luft geschleudert. Er war schon tot bevor sein Körper unnatürlich verrenkt auf dem Boden aufkam. Lewa drehte seinen Kopf zu seiner Linken. Wenige Bio von ihm entfernt, lag Okar. Über ihm stand etwas wirklich Hässliches. Es hatte einen schlichten Speer in der Hand, der auf den Toa gerichtet war. Langsam und doch zu schnell, als dass Lewa hätte handeln können, rammte es den Speer in Okars Brust.

Wut. Überallem lag Wut und ließ es klar erstrahlen. Plötzlich ging alles wieder ganz schnell. Irgendetwas ließ Lewa wankend aufrichten. Irgendetwas ließ ihn stolpernd auf dieses drei Bio große Vieh zurennen. Überrascht drehte es sich um und wurde von einem Luftstoß von den Beinen gerissen. Ehe es wieder aufstehen konnte, war der Toa schon dort und trieb seine Axt in dessen pechschwarzen Schädel. Das Herzlicht dieses Wesens leuchtete ein letztes Mal auf, dann erschlafte sein Körper.

Angewidert wandte Lewa sich ab. Zwei weitere rannten auf ihn zu. Regentropfen wuschen das Blut von seiner Axt. Er betrachtete die Klinge und runzelte die Stirn. Den Tod konnte man nicht mehr abwaschnen. Dann war es ja nun auch egal, wenn er sie nochmal beschmutzte. Er ließ die Luft um die Axtklinge zirkulieren und schleuderte das Produkt auf einen von ihnen. Eine blutige Schneise zog sich durch dessen Rumpf. Um den anderen baute er ein Vakuum auf und ließ ihn jämmerlich ersticken.

Er starrte den leblosen Körper seines Anführers an. Der Anblick der toten Augen.

Er hatte mal davon gehört, dass Vortixx und andere Spezien Wasser aus den Augen ausscheiden, wenn einer ihrer Angehörigen stirbt. Ein seltsames Ritual, er hatte es nie verstanden. Aber es ehrte den Toten.

Für Toa gab es keine solcher Ehrungen, zumindest nichtmehr. Sie ehrfüllen ihre Pflicht und wenn sie starben, dann hieß das nur, dass der jenige versagt hatte. Es gab keinen Heldentod in ihrer Kultur, nur den Tod. Es war Glück, wenn man überhaupt begraben wird. Lewa wunderte sich. Wie konnten sie nur so herzlos werden?

Er konnte es noch nie Leiden zu Denken. Deswegen hasste er die Momente, die ihn dazu zwingen. Es war vorneherein klargewesen, dass irgendwann jemand sterben würde. Sie waren ein Söldnerteam kein Toateam. Sie arbeiteten zusammen, weil sie überleben mussten. Zwischen ihnen herrschte immer Misstrauen. Sie waren keine Freunde.

Und trotzdem schmerzte es Lewa, sie so sehen. Schmerz war vielleicht gar nicht das richtige Wort. Wut, Trauer, Hass, Angst, Desorientierung. All das und noch vieles mehr brannte in ihm und gleichzeitig stand er jenseits davon.

Er setzte sich neben Okar und starrte ihn an. Er starrte ihn an, als es im Wald rascheln und knacken hörte. Er starrte ihn an, als noch mehr von diesen Wesen auf ihn zurannten. Er starrte ihn an, als eines von ihnen ihn erreichte und mit einer Art spitzem Stock ausholte. Dann starrte er ihn nichtmehr an.

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